Nachruf auf Frank Horn – Ein Kämpfer für Chancen, ein Architekt des Sozialen

Wer Frank Horn kannte, wusste: Er war keiner, der sich mit Zuständen abfand. Stattdessen war er ein Mensch, der hinging, wo andere wegsahen, der zuhörte, wo andere Urteile fällten – und der daraus etwas baute. In seiner über vier Jahrzehnte währenden Tätigkeit prägte er die Gesellschaft für Sozialarbeit Bielefeld (GfS) maßgeblich. Nun ist Frank Horn gestorben.

Bielefeld. In seiner über vier Jahrzehnte währenden Tätigkeit prägte er die Gesellschaft für Sozialarbeit Bielefeld (GfS) maßgeblich. Nun ist Frank Horn gestorben. Er bleibt uns in Erinnerung als ein stiller Visionär, ein sozialer Praktiker mit Haltung – und vor allem: ein Menschenfreund.

An den Rändern der Gesellschaft – und mittendrin
Geboren aus dem Geist des Engagements, begann Horn seinen Weg in der Sozialarbeit 1984 in der Unterkunft Am Ellernkamp – einem Ort für Menschen ohne Wohnung und für Kinder, deren Lebensverhältnisse alles andere als einfach waren. Früh legte er seinen Fokus nicht nur auf Betreuung, sondern auf Teilhabe. Er brachte Menschen zusammen, fuhr mit Schulkindern auf Ferienfreizeiten, organisierte Feste – und zeigte, dass man auch mit wenig Mitteln viel erreichen kann, wenn man bereit ist, hinzusehen und zu handeln.

Führung heißt Mitnehmen
1987 übernahm er die Leitung der Einrichtung und entwickelte dort ein Verständnis von Führung, das nicht auf Hierarchie, sondern auf Mitnahme beruhte. Diesen Stil behielt er bei, als er 1999 das Kinderhaus Am Alten Dreisch aufbaute – aus einer maroden Kita formte er eines der ersten echten Familienzentren in Bielefeld. Was ihn dabei leitete, war der Gedanke, Kindern über viele Jahre hinweg einen stabilen, vertrauten Ort zu geben – mit festen Bezugspersonen, gewachsenen Beziehungen und offenen Türen.

Strukturen schaffen, Chancen ermöglichen
Mit der Leitung des Fachbereichs Kinder, Jugend und Familie ab dem Jahr 2000 wuchs nicht nur sein Verantwortungsbereich, sondern auch die Reichweite seiner Ideen. Acht Kitas, offene Ganztagsbetreuungen, Quartiersarbeit, Schulsozialarbeit – Horn strukturierte nicht einfach Organisationen. Er vernetzte sie, band sie ins Gemeinwesen ein und schuf Räume, in denen die sozialen Bedingungen von Kindern und Familien ganzheitlich gedacht wurden.

Gemeinwesenarbeit als Haltung
Gemeinwesenarbeit war für ihn keine theoretische Figur, sondern gelebte Praxis: Hingehen, zuhören, verstehen – und dann entwickeln. „Ungleiches muss ungleich behandelt werden“, sagte er einmal. Es war dieser Grundsatz, aus dem er seine sozialpolitische Forderung nach gezielter Förderung für Kinder aus prekären Verhältnissen ableitete. Nicht, weil sie schwächer seien – sondern weil sie weniger Chancen bekommen. Dass Bildung, Teilhabe und kindliche Entwicklung keine Frage des Geldbeutels sein dürfen, dafür kämpfte Horn mit Geduld, Klarheit und einem unermüdlichen Glauben an das Veränderbare.

Vertrauen schaffen – auch innerhalb der Organisation
Auch innerbetrieblich setzte er Zeichen: Als Betriebsratsvorsitzender zwischen 1999 und 2007 suchte er stets den Ausgleich, aber nie den Kompromiss um jeden Preis. Es ging ihm um Lösungen – und um die Menschen, die hinter den Rollen stehen. Dass ihn Kolleginnen und Kollegen als moralischen Kompass betrachteten, sagt mehr über sein Wirken als jede Positionsbeschreibung.

Ein Erbe, das bleibt
„Für mich hat kaum jemand den alten Slogan ‚Mit Menschen, für Menschen‘ so gelebt wie Frank. Er hat die Kolleg*innen stets auch als Menschen gesehen und in schwierigen Situationen individuelle Wege ermöglicht. Großer Respekt!“, erinnert sich Thorsten Buick, Fachbereichsleiter Beratung & Betreuung, an die gemeinsame Zeit in der Leitungskonferenz.
Im Ruhestand wollte Horn wandern, Musik machen, durchatmen. Nun ist er nicht mehr da. Doch was er geschaffen hat, bleibt – als Fundament für viele, die weiterbauen.

Frank Horn wurde 67 Jahre alt. Am 26. April 2025 nahmen zahlreiche Wegbegleiter in der Neuen Schmiede von Frank Horn Abschied. „Es war ein würdevoller Abschied im Kreis seiner Familie“, betonte Miriam Stock, Vorstand der GfS.

 

Gesellschaft für Sozialarbeit Bielefeld e.V.
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