Nicht nur hier im Stadtteil, in ganz Bielefeld ist er wohlbekannt. Das liegt an Einigem, aber unter anderem auch an seinem Beruf. Seit 1992 leitet Emir Ali Saǧ die Geschäftsstelle des Integrationsrates (früher Ausländerbeirat) im städtischen Amt „kommunales Integrationszentrum“. Kaum jemand kennt wie er die ganz verschiedenen Communities „mit Migrationshintergrund“ in unserer Stadt. Er hat sie alle schon beraten, vertreten, frühzeitig Probleme aufgespürt und Lösungen koordiniert. Sein Rat und seine Verbindungen sind geschätzt. Emir Ali Saǧ ist vernetzt in alle Richtungen und immer engagiert mit einem parteilichen, aber differenzierten Blick für die Belange der Bürgerinnen und Bürger, deren Vorfahren nicht aus deutschen Landen stammen. Die Parteien und die Stadtverwaltung profitieren von seiner Arbeit als Verbindungsmann zum Rathaus.
Aber schauen wir doch erstmal, was er sonst noch so macht. Zu Fuß gehen zum Beispiel. Dieser Mann ist nämlich aus Passion stets auf seinen Schuhen unterwegs. Die Bewegung an der Luft und unter den Menschen macht ihm Freude und er sagt dazu: „Aufden eigenen zwei Beinen bekommt man einen ganz besonderen Blick auf die Stadt, ihre Gestaltung und die Menschen – aber auch die umgebende Natur.“. Das gilt natürlich besonders für den Siggi, in dessen unmittelbarer Näher er mit seiner Familie schon seit 40 Jahren wohnt. Er liebt und kennt den Stadtteil wie seine Westentasche, immer als Geher auf dem Asphalt.
ZWISCHENDURCH MAL EINE KURZE ÜBUNG:
Der Name spricht sich nicht Eeemiiir Aaaliii,
sondern: „Emmiralli“ – im Grunde also voll westfälisch. :-)
Privat liebt Emir Ali Bücher und ist belesen, zum Beispiel in klassischer deutscher Philosophie, und manche wissen: er spielt gekonnt das Saiteninstrument Saz. Nicht genug dieser musischen Interessen – er läuft auch noch gern richtig. Richtig heißt, quer durch den Teutoburger Wald einfach nur so, und sechs Mal war er auch schon beim Hermannslauf dabei. Was gibt dieser Mann bei all solchen dichten Aktivitäten als seine Maxime an? „Optimismus und Leichtigkeit im Alltag!“, sagt er dazu nur…
Neugier, Interesse und Offenheit waren und sind sein Antrieb. Schon immer war er aktiv in Vereinen und Verbänden. Außerdem ist er ehrenamtliches Aufsichtsratsmitglied der Gesellschaft für Sozialarbeit GfS, ein gemeinnütziges Unternehmen mit 1000 Mitarbeitenden. In unserem Stadtteil ist die GfS unter anderem bekannt als Betreiber des Kioskes am Siggi, und als attraktiver Arbeitgeber. Eine Menge Verantwortung, die er in seiner Freizeit mit übernimmt. Emir Ali Saǧ ist als humorvoller, kluger und feiner Gesprächspartner geschätzt. Auch und gerade, wenn er sich gepflegt einmischt und Stellung bezieht Zum Beispiel Alltagsrassismus ist ein wichtiges Thema, sagt er. Leider eines, das in der Gesellschaft immer
mehr Formen annimmt und Akzeptanz findet. Der Rückzug in die eigene – zum Beispiel ethnische – Gruppe und die Abwehr anderer ist jedoch für keinen Teil der Bevölkerung eine Lösung. Das ist seine Überzeugung und die spricht er auch deutlich aus.
Aber jetzt einmal zum Anfang.
Der ziemlich jungwirkende 60-jährige kam mit 19 Jahren aus der Türkei nach Deutschland und studierte in Bielefeld. Diese Gesellschaft ist unsere Heimat, sagt er von sich selbst und vielen Zugewanderten aus dieser Zeit. Sein Vater kam als sogenannter Gastarbeiter, lebte zuerst noch in einem werkseigenen Heim. Der Sohn musste nicht nur Deutsch lernen, sondern auch das Abitur noch einmal machen, bevor er sein Studium an der Uni Bielefeld beginnen konnte, erzählt der Diplom-Soziologe heute.
Früh engagierte er sich in der Migrantenbewegung. Jahre später gab es in Bielefeld einen der ersten türkischstämmigen Bürgermeister in Deutschland, Mehmet Kilicgedik von B 90/die GRÜNEN – eng verbunden unter anderem auch mit dem jungen Emir Ali Saǧ. Beide waren maßgeblich am Aufbau des bis heute florierenden IBZ, Internationales Begegnungszentrum an der Webereistraße, beteiligt.
Er selbst profitierte von dem Engagement seiner Lehrkräfte. „Die sprachen mich direkt an und unterstützen mich“ – das wird er nie vergessen. Auch heute sieht er Bildung und Sprachförderung als zentrale Zukunftsthemen, auch für den Integrationsrat. Nicht nur die Kinder müssten sich mit dieser Gesellschafft identifizieren. „Der Integrationsrat muss gelegentlich auch selbstkritisch mit dem eigenen Wählerpotential umgehen`“. In jeder Wahlperiode können die zugewanderten Einwohner*innen ihre Leute in das Gremium wählen. Und das Zusammenleben in einer interkulturellen Gemeinschaft erfordere eben, dass sich alle Herkunftskulturen auch relativieren. Spannende Themen, und ein interessanter Spaziergänger am Siggi, findet…