Erzieher werden mit dem PiA-Modell

Erstellt von Oliver Herold, NW |

Mit der Praxisintegrierten Ausbildung soll dem Personalmangel in den Kitas entgegengewirkt werden. Die Ausbildung hat zahlreiche Vorteile.

 

 

Erzieher – das war bisher nicht unbedingt der Traumberuf, den junge Menschen und vor allem Männer ausüben möchten. Die Folge: Personalmangel in Kitas und Kindergärten. Abhilfe soll die PiA-Ausbildung schaffen. Doch ist das Modell zu empfehlen? Zwei junge Erwachsene, die bei der Gesellschaft für Sozialarbeit Bielefeld e.V. angestellt sind, berichten von ihren Erfahrungen.

PiA steht für Praxisintegrierte Ausbildung und ist eine Alternative zur herkömmlichen schulischen Erzieher-Ausbildung. Das Modell in Form einer dreijährigen praxisintegrierten Ausbildung wurde gewissermaßen aus der Not heraus entwickelt, denn durch den Ausbau der Betreuungsplätze für Kinder in den ersten drei Lebensjahren fehlt pädagogisches Fachpersonal.

Regulär dauert die Ausbildung zum Erzieher drei Jahre, wovon die ersten beiden Jahre ausschließlich in einer Fachschule/Fachakademie für Sozialpädagogik oder einem Berufskolleg stattfinden, unterbrochen von verschiedenen Praktika in pädagogischen Einrichtungen. Nach den zwei Jahren muss noch ein einjähriges Praktikum absolviert werden, das sogenannte Anerkennungsjahr. Erst hier bekommen die angehenden Erzieher ein Gehalt gezahlt.

Das ist bei PiA anders: Hier ist die Praxiszeit der herkömmlichen Erzieher-Ausbildung einschließlich des Berufspraktikums gleichmäßig in die drei Ausbildungsjahre integriert, inklusive Gehalt ab dem ersten Jahr.

Durch zwei Tage Schule und drei Tage Praxis in der Kita sind berufliche Tätigkeit und schulische Ausbildung von Anfang bis Ende der Ausbildung eng miteinander verzahnt. Theorie und Praxis gehen also Hand in Hand. Die Unterrichtszeit erfolgt an einer Fachschule für Sozialpädagogik und ist auf drei Jahre aufgeteilt, Lehrplaninhalte und Stundenplan entsprechen der herkömmlichen Fachschulausbildung zum Erzieher.

Jeremy Erling hat die PiA-Ausbildung im vergangenen Jahr abgeschlossen und kann sie nur weiterempfehlen. „Durch den abwechselnd schulischen und praktischen Teil bekommt man eine Menge vom Alltag als Erzieher mit, man kann das, was man in der Schule gelernt hat, sofort umsetzen“, sagt der 23-Jährige.

Seit einem Jahr arbeitet er als Vollzeitkraft im Kinderhaus Rabenhof in Bielefeld und ist dort bereits Gruppenleiter, plant Aktivitäten mit den Kindern, führt Elterngespräche.

Die Entscheidung, Erzieher zu werden, fiel bei ihm nach einem Praktikum in der Kita Am Alten Dreisch. Doch weil man nur mit einem Realschulabschluss in der Tasche nicht Erzieher werden kann, machte er anschließend an der Fachoberschule Gesundheit und Soziales in Bethel sein Fachabitur und anschließend die dreijährige Ausbildung nach dem PiA-Modell. Jeweils montags und freitags besuchte er von 8 bis 17.15 Uhr die Fachschule in Bad Oeynhausen, den Rest der Woche arbeitete er in der Kita. „Man ist so ganz nah dran am späteren Beruf, bekommt alles mit und ist dabei, wie die Kinder größer werden.“

Die reguläre Erzieherausbildung (zwei Jahre Vollzeit Schule, ein Anerkennungsjahr) wäre ihm „zu stressig“ gewesen, sagt er, zudem hätte er in den ersten beiden Jahre kein Geld verdient. Bei der GfS wird ein Gehalt gezahlt, das angelehnt ist an den Tarifvertrag für Auszubildende des öffentlichen Dienstes inklusive 30 Tage Urlaub.

Patricia Holzberg hat sich ebenfalls für das PiA-Modell entschieden. Die 24-Jährige hat bereits eine abgeschlossene Ausbildung zur Kinderpflegerin in der Tasche und arbeitet seit 2020 im Kinderhaus Weltenbummler in Bielefeld-Jöllenbeck. Da sie dort aber nicht das gleiche Gehalt verdienen wie eine Erzieherin, hat sie im vergangenen Jahr beschlossen, die Erzieherausbildung nachzumachen. Wie bei Jeremy Erling besucht sie an zwei Tagen in der Woche die Schule, die anderen drei Tage arbeitet sie in der Kita. „Dadurch, dass Theorie und Praxis so eng miteinander verzahnt sind, kann man in der Kita sehr gut an das Gelernte anknüpfen“, sagt Holzberg. Auch sie bekommt während ihrer Ausbildung ein Gehalt sowie 30 Tage Urlaub.

Übrigens: Erzieher scheint längst nicht mehr nur ein typischer Frauenberuf zu sein, immer mehr Männer entscheiden sich dafür. Bei Jeremy Erling waren es immerhin ein Viertel, bei Pias Holzberg bereits fast die Hälfte.

Voraussetzungen für eine PiA-Ausbildung sind unter anderem entweder ein mittlerer Schulabschluss und der Abschluss einer mindestens zweijährigen Berufsausbildung
(Kinderpflegerin, Heilerziehungshelfer, Sozialhelfer, Kinderkrankenschwester, -pfleger) oder eine vollständige Fachhochschulreife in der zweijährigen Berufsfachschule beziehungsweise Fachoberschule Fachrichtung Gesundheit und Soziales.

Jeremy Erling: Der 23-Jährige hat im vergangnen Jahr die Erzieher-Ausbildung abgeschlossen und arbeitet jetzt vollzeit in der Kita Rabenhof. Foto: Oliver Herold

Gesellschaft für Sozialarbeit Bielefeld e.V.
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